Wie wird man Harfenist? – eine Frage, die
mir immer wieder nach Konzerten gestellt wird. Bei mir war es ein
holpriger Weg mit vielen Kurven und Kreuzungen: zunächst Studium der
Schulmusik mit dem Hauptfach Gitarre; das Interesse an Folk und
außereuropäischen Klängen trieb mich zum Studium der schottischen
traditionellen Musik (an der School of Scottish Studies), der
Musikethnologie und „History of Notation“ (an der Universität
Edinburgh). Damals begann ich zaghaft und autodidaktisch mit dem
Harfenspiel.
Der Anlass dazu war recht simpel: mein
Bruder Rafael hatte von einem Instrumentenbaukurs eine Harfe
mitgebracht. Da er selbst eher den Dudelsack und das Saxophon
bevorzugte, überließ er mir die Harfe. Nach der Rückkehr nach
Deutschland gründeten wir beide zusammen mit Bruder Ekkehard und dem
Drehleiervirtuosen Walter Simons das Folk-Quartett "La Rotta", mit
dem wir viele Jahre erfolgreich Konzerte im In- und Ausland gaben.
In jenen Jahren wuchs die Liebe zu Harfe. Gerade im freien
Zusammenspiel mit Dudelsack, Drehleier, Xylophon und Akkordeon
lernte ich, mich auf der Harfe musikalisch auszudrücken - oder „zu
behaupten" - denn wenn das vereinigte Gedröhne der Borduninstrumente
loslegt, muss man schon kräftig in die Saiten packen, um nicht
unterzugehen.
Auch die Volkstraditionen der Harfe begannen
mich zu interessieren: die rhythmisch faszinierende Musik
Südamerikas, die derbe Spielweise der Tiroler Harfe, die Musik der
Zigeuner auf der walisischen Triple-Harp, die irischen und vor allem
schottischen Clarsachs. Harfen-Freundschaften entstanden; erste
selbst organisierte Harfenfestivals mit Kollegen wie Andrew
Lawrence-King, Alfredo Rolando Ortiz, Uschi Laar, Dominig Bouchaud,
dem schottischen Duo Sileas, Kim Robertson, Bill Taylor, Robin Huw
Bowen und vielen anderen...
Gleichzeitig begann ich, die Geschichte der
Harfe zu erforschen; der Kontakt zum
Harfenbauer Christoph Löcherbach und seiner
Klangwerkstatt weckte die Neugier nach der böhmischen
Harfentradition. Beim Baukurs der Klangwerkstatt in
Waldmünchen/Oberpfalz 1993 betätigte ich mich sogar handwerklich.
Das Instrument von damals ist immer noch bei jedem Konzert im
Einsatz und verzaubert mich durch seinen zarten, obertonreichen
Klang.
Schon ein paar Jahre vorher hatte ich meine
erste größere keltische Harfe von
Frank Sievert gekauft; ein wunderschönes Instrument mit warmen
Bässen, weichem Klang und grossem Volumen. Die meisten meiner
Eigenkompositionen spiele ich auf dieser Harfe.
André
Schubert von der Klangwerkstatt baute meine kleine gotische
Harfe, auf der ich die mittelalterliche Musik interpretiere: ein
nasaler, herber Klang, der seine meditative Schönheit nur in
entsprechenden Räumen - alten Klostermauern, Rittersälen oder
Kapellen - entfaltet.
Die Zusammenarbeit mit dem Plattenverlag
Wundertüte ha
Die CDs „On a Winter’s Day“ (2001) und „The
Queen’s Harpe“ (2004) veröffentlichte ich im eigenen Label „Edition
Harfenklang“.
Mehr als fünf Jahre wirkte ich auch im Trio "Bois de
Cologne"; unsere Konzerte mit Instrumentalmusik von Mittelalter bis
Barock, aber auch die gemeinsamen Auftritte mit der Sängerin Maria
Jonas waren sehr erfolgreich und wir nahmen gemeinsam die zwei CDs
„Bois de Cologne“ und „Stella Splendens“ auf. (Verlag MarcAurel).
Mit der virtuosen Blockflötistin
Dorothee
Oberlinger spiele ich seit 2006 im Duo „Barrocco Celtico“, das
sich überwiegend der irischen und schottischen Musik widmet.
Besonders intim und anspruchsvoll ist das
Programm "Märchen und Harfe", das ich zusammen mit der
charismatischen Erzählerin Elfriede Gazis gestalte - ein ganzer
Abend mit Märchen und Harfenklängen - einmal im Jahr im Rittersaal
von Schloß Burg in Solingen.
Auftritte werden seit einiger Zeit
professionell von meiner
Ehefrau Andrea organisiert. Besonders häufig und gerne
konzertiere ich in alten Kirchen und historischen Gebäuden
(Burgsäle, Klosterräume usw.), aber auch in Kunst-Galerien,
Jazz-Clubs und anderen „modernen“ Spielorten.
Zum Glück aber muss ich nicht von der Musik
alleine leben; ohne meine schöne und spannende Arbeit als freier
Musikjournalist für diverse Rundfunkanstalten, vor allem den WDR,
wäre ich um viele Erfahrungen ärmer...
Tom Daun, "Master of Music" der Universität
Edinburgh, gilt als einer der führenden Vertreter von traditioneller
und historischer Harfenmusik in Deutschland.
Auf seinen diversen Harfen (keltische
„clarsach“, Böhmische Wanderharfe, gotische Harfe des Mittelalters,
barocke „Arpa Doppia“) interpretiert er herbe Melodien des
Mittelalters, Tänze der Renaissance, meditative keltische Weisen und
eigene Kompositionen.
"Tom Daun ein moderner Minnesänger, der auch ohne Gesang
oder Sprache betört." (Süddeutsche Zeitung)